Montag, 5. März 2007
Learn to fly
Nachdem ich am vergangenen Mittwoch mein Zimmer in der Casa Jägerstraße übergabefertig hinterlassen und mich schweren Herzens von meiner Lieblingsmitbewohnerin verabschiedet hatte bin ich mit meinen Eltern nach Ahaus gefahren und habe den Abend im Kreis der Familie verbracht. Der Donnerstag gestaltete sich genauso stressig, wie ich es mir im Vorfeld meiner Reiseplanungen zwar nicht gewünscht aber erwartet hatte. Nach einer angenehmen Nachtruhe und einem kurzen Frühstück habe ich den Vormittag in der Stadt verbracht, die letzten Besorgungen gemacht und einen internationalen Führerschein beantragt. Zu meiner Überraschung ging letzteres relativ schnell, so dass ich sagen kann, dass das Ahauser Verkerhrsamt eine Insel der Hoffnung im deutschen Bürokratiesumpf zu sein scheint. Zur Mittagszeit hatte meine Mutter noch mal zünftig aufgetischt, so dass ich mich gut gesättigt an das Packen meines Koffers machen konnte. Da mein Auskommen für ein halbes Jahr eigentlich nicht schwerer als 20 kg sein darf, habe ich lustigerweise mein Hab und Gut mit einer Haushaltswaage abwiegen müssen. Am Ende stand ein Gewicht von 25 kg auf der Waage, so dass ich nur hoffen konnte, dass die Bediensteten am Flughafen ein Auge zudrücken würden. Um 16.30 machte ich mich mit meinen Eltern auf den Weg zum Flughafen in Düsseldorf am Rhein.Die Überfahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Beim Einchecken habe ich selbstverständlich den Schalter erwischt, an dem die Zeit des Wartens den Aufbau eines Schützenfestzeltes ermöglicht. Entschädigt wurde ich glücklicherweise mit einem gemütlichen Fensterplatz am Notausgang für die Strecke von Düsseldorf nach Dubai. Auch meine anfängliche Skepsis gegenüber dem Gewicht meines Gepäcks sollte sich als überflüssig herausstellen. Das Übergewicht wurde mit Rücksicht auf die Bandscheiben des Gepäckverlademeisters mit einem orangefarbenen Schild („Heavy Weight 25 kg“) gekennzeichnet. Nach einer letzten Tasse Kaffee mit meinen Eltern habe ich um 20 Uhr den Sicherheitsbereich vor der Abflughalle betreten und mein Handgepäck röntgen lassen. Interessanterweise ist es wohl nach den letzten Terrormeldungen aus England nicht mehr gestattet, Flüssigkeiten über 200 ml mitzunehmen. Außerdem dürfen alle Flüssigkeitsbehälter in lediglich einer wieder verschließbaren Plastiktüte mitgeführt werden. Ersteres kann ich mir ja noch erklären aber die Nummer mit der Plastiktüte ist für mich nicht ganz nachzuvollziehen. Nun denn, ich mache die Regeln ja nicht. Bevor es nun Richtung Auckland gehen sollte, musste ich erstmal ein holländisches Pärchen von meinem Sitz verscheuchen. Das war aber kein Problem, da in der ersten Klasse „Patate Special mit Frikandel gereicht wurde“. Zu meinem Glück hat sich ein Backpacker aus Köln auf dem Weg nach Sydney zu mir gesellt. Till verbringt drei Monate in Australien und macht „Work and Travel“. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, so dass wir zur Feier des Tages mit einem Glas Campari O auf eine schöne Zeit Down Under angestoßen haben.>Unsere Wege trennten sich leider schon in Dubai. Dort hatten wir einen Aufenthalt von ca. zwei Stunden. Leider durften wir uns nur im Transit-Bereich aufhalten, welcher einem überdimensionalen Schlafsaal glich. Überall ruhten Reisende unterschiedlichster Nationalitäten, um sich von den Reisestrapazen zu erholen.
Nachdem mein Handgepäck ein weiteres Mal auf Herz und Nieren geprüft wurde, konnte die Reise endlich weitergehen. Der gute Service an Board konnte mich für den Platzmangel, den ein Platz im „Mittelschiff“ einer Boing mit sich bringt, nicht entschädigen. Folglich musste ich mir des Öfteren die Beine vertreten, um sicherzustellen, dass meine Beine nicht für immer im Tiefschlaf verharren würden. Kaum nachdem ich meinen Platz eingenommen hatte gesellte sich ein junger Engländer zu mir. Belesen wie der Engländer an sich ist, nahm er direkt ein Hochglanzmännermagazin in die Hand, um sich die Zeit bis zum Start so angenehm wie möglich zu gestalten. Neben dem Interesse an dem anderen Geschlecht hatte er ebenso ein Faible für den Boxsport. Folglich konnte ich froh sein, dass sich neben mir mein Jordanischer Freund Mohadmir niedergelassen hatte. Mohadmir hat mich über Singapur bis nach Brisbane begleitet. Er wird dort versuchen, seinen PHD in einem einjährigen Programm zu absolvieren. Da er eine kleine Schwäche für Zigaretten hat, freute er sich sehr, über den kurzen Aufenthalt in Singapur.Ich wusste gar nicht, dass man in so kurzer Zeit so viele Zigaretten rauchen kann. Die Luft auf der Raucherterrasse in der Transit-Zone hätte man fast trinken können, so hoch schien die Luftfeuchtigkeit zu sein. Folglich war ich schon fast froh, wieder im klimatisierten Flugzeug Platz nehmen zu dürfen. Der Flug von Singapur nach Brisbane zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass ich zwischen den zahlreichen Mahlzeiten ein wenig die Augen schließen konnte. Da ich meine Knie allerdings aufgrund von Platzmangel nicht vollständig hinter dem Sitz meines Vordermannes platzieren konnte, wurde ich ständig vom dumpfen Aufprall des Servicewagens auf meine Kniescheibe geweckt. Kurz nachdem wir (Mohadmir, mein englischer Freund und ich) den Flughafen in Brisbane erreicht hatten und wir unsere E-Mail-Adressen ausgetauscht hatten, trennten sich unsere Wege. Der Flug von Brisbane nach Auckland dauerte ca. 2.5 Stunden. Erstaunlicherweise habe ich davon die meiste Zeit im Tiefschlaf verbracht. In Auckland angekommen folgte ich den zahlreichen Hinweisschildern in Richtung Zollbereich. Kurz nachdem ich den Zollbereich verlassen hatte, wurde ich nochmals von einem Beamten aufgehalten. Ich musste ihm nochmals detailliert schildern, dass ich weder der uneheliche Sohn von Osama Bin Laden bin noch einen Kleinzoo oder andere verbotene Gegenstände in meinem Gepäck mitführe. Im Ausgangsbereich bin ich direkt von meiner Gastmutter empfangen worden.

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